Steckbrief
Wie sehen Kanarienvögel aus?
Eigentlich heißt der Kanarienvogel Kanariengirlitz: Das ist nämlich sein wilder Vorfahre, aus dem der Kanarienvogel gezüchtet wurde. Wie der Kanariengirlitz gehört der Kanarienvogel zur Familie der Finken und damit zu den Singvögeln. Kanarienvögel messen im Durchschnitt 13,5 bis 14,5 Zentimeter und sind damit etwas größer als ihr wilder Ahne, der Kanariengirlitz. Spezielle Züchtungen können aber auch nur 11 Zentimeter klein oder bis zu 23 Zentimeter groß sein.
Typisch für die Vögel ist das gelbe Gefieder. Allerdings gibt es heute auch Rassen, deren Federn weiß, rot, braun oder hellbraun sind. Manche Rassen tragen eine Federhaube auf dem Kopf.
Wo leben Kanarienvögel?
Die Heimat des Kanariengirlitz sind die Kanarischen Inseln, die Azoren sowie die Insel Madeira. Dort wurden die Vögel im 15. Jahrhundert entdeckt und von den Europäern auf das europäische Festland gebracht und gezüchtet.
Der wilde Kanariengirlitz besiedelt vor allem offene Lebensräume mit Bäumen und Büschen. Er ist von der Küste bis in 2000 Meter Höhe zu fiinden.
Welche Kanarienvogelarten gibt es?
Kanarienvögel gibt es heute in unzähligen Rassen, die sich durch spezielle Merkmale und Fähigkeiten unterscheiden: Es gibt Rassen, die vor allem wegen ihres besonderen Gesangs gezüchtet wurden und Rassen, die sich durch ein besonders Gefieder oder eine spezielle Gefiederfärbung auszeichnen.
Der Star unter den sogenannten Gesangskanarien ist der Harzer Roller: Dank seiner besonderen Gesangstechnik wurde er auf der ganzen Welt bekannt.
Die nächsten Verwandten des wilden Kanariengirlitz sind zum Beispiel der Stieglitz oder der Birkenzeisig.
Wie alt werden Kanarienvögel?
Kanarienvögel werden im Durchschnitt sechs bis zehn Jahre alt. Es soll aber auch schon Vögel gegeben habe, die über 30 Jahre alt wurden.
Verhalten
Wie leben Kanarienvögel?
Wer gut singen kann, kann auch gut hören, und so ist es auch beim Kanarienvögel: Die Tiere haben ein extrem gutes Gehör. Außerdem lassen die Vögel nicht nur ihr angeborenes Gesangsrepertoire hören, sondern lernen ohne Mühe den Gesang anderer Vögel sowie sonstige Melodien und Tonfolgen, aber auch Geräusche aus der Umgebung. Das können aber nicht nur die gezüchteten Kanarienvögel, sondern auch ihr Vorfahr, der Kanariengirlitz. Er ist sogar noch begabter als seine gezähmten Kollegen und kann bis zu 400 Elemente von Melodien und Tonfolgen wiedergeben.
Kanarienvögel sind tagaktiv. Sobald es dämmert, suchen sie ihren Schlafast oder ihre Sitzstange auf, auf dem sie die Nacht verbringen. Erst bei Tagesanbruch verlassen sie ihn wieder. Sie suchen dann nach Futter und singen. Zwischendurch reinigen sie mit dem Schnabel ihr Gefieder oder legen kleine Ruhepausen ein.
Normalerweise vertragen sich Kanarienvögel gut und sind gesellig. Deshalb kann und sollte man sie auch immer zu mehreren halten. Kanarienvögel, die sich mögen, putzen sich gegenseitig oder schnäbeln.
Doch trotz aller Geselligkeit halten die Vögel, wenn sie zum Beispiel zum Schlafen auf einem Ast sitzen, immer etwas Abstand zueinander ein. Zur Brutzeit verteidigen die Männchen dann aber ihr Revier. Sie drohen sich zum Beispiel gegenseitig, indem sie ihre Flügel abspreizen.
Freunde und Feinde des Kanarienvogels
Wie alle kleinen Vögel haben Kanarienvögel zum Beispiel Katzen oder Raubvögel als Feinde und fürchten sie instinktiv. Wenn sie durch dunkle Schatten oder Lärm erschreckt werden, fliegen sie panisch umher.
Wie pflanzen sich Kanarienvögel fort?
Die Fortpflanzungszeit beginnt im Frühjahr. Will ein Kanarienvogel-Männchen ein Weibchen erobern, führt er einen Tanz vor ihm auf. Ist das Weibchen bereit zur Paarung, gibt ein Trillern von sich und schlägt mit den Flügeln. Nach der Paarung baut das Weibchen das Nest. In der Natur verwenden die Vögel dafür Gras, Tierhaare, Moss und Federn. Im Käfig dienen Holzwolle und Kokosfasern als Nistmaterial. Während das Weibchen das Nest baut, singt das Männchen und füttert das Weibchen.
Schließlich legt das Weibchen drei bis fünf blassgrüne Eier mit rotbraunen Punkten. Ausgebrütet werden die Eier ausschließlich vom Weibchen. Es wird in dieser Zeit vom Männchen mit Futter versorgt. Nach 13 bis 14 Tagen schlüpfen die Jungen. In den ersten Tagen bringt Männchen dem Weibchen weiterhin im Kropf vorverdaute Nahrung, und dieses füttert wiederum die Jungen.
Nach etwa fünf Tagen füttert das Männchen die Jungen auch direkt. Mit etwa 16 Tagen verlassen die Jungen das erste Mal das Nest. Die Eltern füttern sie aber noch bis zum 30. Tag. Oft versorgt jetzt das Männchen die Jungen allein, während das Weibchen zum zweiten Mal brütet. Mit drei bis vier Monaten mausern sich die Jungen zum ersten Mal und sind dann geschlechtsreif.
Wie kommunizieren Kanarienvögel?
Typisch für den Gesang eines Kanarienvogels ist, dass sein Lied leise beginnt und dann immer lauter wird. Die männlichen Jungvögel beginnen mit 30 bis 40 Tagen, Tonfolgen nachzusingen. Dabei lernen sie vom Vater, von anderen Männchen und von gleichaltrigen Jungvögeln. Mit etwa 300 Tagen hat ein Männchen seine Gesangslehre beendet. Es beherrscht das Repertoire eines erwachsenen Vogel, lernt aber immer noch Varianten der Gesänge dazu. Dies ist außerdem das Alter, indem die Männchen bereit zur Fortpflanzung sind.
Die Weibchen singen dagegen sehr viel weniger: In ihrem ersten Lebensjahr kaum, und während der Brutzeit nur ab und zu. Erst nach der Brutzeit singen sie etwas mehr, am meisten im Herbst.
Ursprünglich diente der Gesang der Kanarien-Männchen dazu, ihr Revier zu verteidigen. Sie singen deshalb am meisten in der Balzzeit, wenn sie um ein Weibchen werben und männliche Artgenossen vertreiben wollen.
Pflege
Was fressen Kanarienvögel?
Kanarienvögel fressen sowohl tierische Nahrung wie Insekten als auch pflanzliches Futter wie etwa Samen. In Gefangenschaft bekommen sie meist eine fertige Futtermischung aus Körnern und Eiweiß. Dazu gibt es Frischfutter wie Obst und Salat. Außerdem brauchen sie immer ausreichend frisches Wasser.
Haltung von Kanarienvögeln
Kanarienvogel müssen immer gemeinsam in einer Voliere halten werden wenn sie allein sind, leiden die Vögel. Man sollte es sich aber wirklich gut überlegen, bevor man sich die Vögel anschafft: Immerhin werden sie einige Jahre alt und brauchen täglich Pflege und Zuwendung. Außerdem muss man prüfen, ob man die Vögel artgerecht halten kann. Man muss genug Platz haben, um den Tieren eine Voliere bieten zu können, in der sie sich gut bewegen können und die gut ausgestattet ist. Normale Vogelkäfige sind viel zu klein.
Die Vögel brauchen auch einen täglichen mehrere Stunden Freiflug, das heißt, man braucht einen Raum, in dem sie sicher fliegen können. In dieser Zeit darf man die Vögel aber nicht allein lassen, sondern muss sie unbedingt beaufsichtigen. Die Gefahr ist sonst groß, dass die Vögel Schaden erleiden.