Steckbrief
Wie sehen Saatkrähen aus?
Saatkrähen gehören zur Familie der Rabenvögel und damit zu den Singvögeln - auch wenn sich ihre rauen, krächzenden Stimmen überhaupt nicht so anhören. Sie werden etwa 46 Zentimeter groß und 360 bis 670 Gramm schwer. Ihre Federn sind schwarz und schillern blau.
Ihr wichtigstes Merkmal ist ihr Schnabel, an dem man sie gut von anderen Krähen - vor allem den sehr ähnlichen Rabenkrähen - unterscheiden kann:
Er ist ziemlich groß und gerade und die Schnabelwurzel ist weißlich und trägt keine Federn.
Die Beine der Saatkrähen sind befiedert - deshalb wirken sie oft viel pummeliger und größer, als sie in Wirklichkeit sind.
Männliche und weibliche Saatkrähen sehen gleich aus.
Junge Saatkrähen sind nicht so kräftig gefärbt, sondern eher rauchschwarz und ihre Schnabelwurzel ist noch dunkel.
Wo leben Saatkrähen?
Saatkrähen kommen in Europa von England und Südskandinavien bis Norditalien und Nordgriechenland vor. Am weitesten westlich leben sie in Nordwestfrankreich und Nordwestspanien, am weitesten östlich in Russland und Mittelasien. Noch weiter im Osten lebt eine Unterart der Saatkrähe (Corvus frugilegus pastinator).
Inzwischen sind Saatkrähen aber richtige Weltenbummler: Sie wurden in Neuseeland angesiedelt und haben sich dort gut eingelebt.
Ursprünglich lebten die Saatkrähen in den Waldsteppen Osteuropas und Asiens.
Heute haben sie sich jedoch prima an die durch uns Menschen geschaffene Kulturlandschaft angepasst und besiedeln neben Waldrändern und Lichtungen auch Parks, Getreideäcker und Wohngebiete.
Saatkrähen leben nur in Gegenden bis 500 Meter Höhe. In Gebirgen kommen sie nicht vor.
Welche Saatkrähenarten gibt es?
Die Saatkrähe hat bei uns einige nahe Verwandte. Dazu gehört die Rabenkrähe (Corvus corone corone); außerdem gibt es bei uns noch die großen Kolkraben und die ziemlich kleinen und zierlichen Dohlen. In den Alpen leben die Alpenkrähen und die Alpendohlen.
Wie alt werden Saatkrähen?
Saatkrähen werden meist 16 bis 19 Jahre alt. Sie können aber auch 20 Jahre oder älter werden.
Verhalten
Wie leben Saatkrähen?
Im Herbst ist bei uns Saatkrähen-Zeit: Dann fallen sie ab September oder Oktober in riesigen Schwärmen ein, um hier den Winter zu verbringen.
Es sind meist Saatkrähen aus Nord- und Osteuropa, die nach der Brutzeit Richtung Westen und Süden ziehen, um dem strengen Winter in ihrer Heimat zu entkommen.
Oft tun sie sich mit den bei uns heimischen Saatkrähen zusammen und bilden große Schwärme.
Erst im nächsten Frühjahr machen sie sich wieder auf den Weg in ihre Brutgebiete.
Im Gegensatz zu diesen Tieren ziehen unsere einheimischen Saatkrähen im Winter nicht fort.
Sie bleiben das ganze Jahr über hier und ziehen einmal im Jahr Junge auf.
Nachts bilden Saatkrähen große Kolonien und übernachten gemeinsam - wenn sie dort nicht gestört werden - an immer den gleichen Schlafplätzen. In so einem Schwarm können sich Nacht für Nacht bis zu 100 000 Vögel versammeln. Oft gesellen sich auch Dohlen und Rabenkrähen zu ihnen.
Es ist wirklich beeindruckend, wenn sich so ein riesiger Schwarm abends am Sammelplatz trifft und dann gemeinsam zum Schlafplatz fliegt. Morgens brechen sie dann wieder von Ihren Nachtquartieren zur Nahrungssuche in die Umgebung auf.
Das Leben im Schwarm oder in der Kolonie hat für die Saatkrähen viele Vorteile: Sie tauschen Informationen über gute Futterplätze aus und können sich gemeinsam besser gegen Möwen oder Greifvögel durchsetzen, die ihnen ihre Nahrung streitig machen.
Im Schwarm lernen die Saatkrähen außerdem ihren Partner kennen, und die Jungtiere sind besser vor Feinden geschützt.
Saatkrähen plündern keine Nester anderer Vögel. Das tun ab und zu einmal die nah mit ihnen verwandten Rabenkrähen.
Freunde und Feinde der Saatkrähe
Einer der größten Feinde der Saatkrähen ist der Mensch. Die Saatkrähen wurden irrtümlich für Schädlinge gehalten und verfolgt. Und weil sie in Schwärmen leben, war es auch leicht, große Zahlen der schönen Vögel auf einmal zu erschießen. Erst nach 1986 wurde es bei uns verboten, Saatkrähen zu jagen.
Wie pflanzen sich Saatkrähen fort?
Saatkrähenpaare sind sehr treu und bleiben ein Leben lang zusammen. Die Partner kraulen und füttern sich gegenseitig und pflegen sich das Gefieder.
Auch beim Brüten sind sie gesellig: Oft brüten bis zu 100 Paare gemeinsam hoch oben in den Bäumen, meist in über 15 Metern Höhe.
Ab Februar beginnen die Paare mit ihren Balzspielen.
Der Nestbau wird von Männchen und Weibchen gemeinsam erledigt, aber es herrscht Arbeitsteilung: Das Männchen trägt das Nistmaterial herbei, das Weibchen baut daraus das Nest.
Oft verwenden sie dafür das Material aus alten Nestern. Manchmal stibitzen sie von ihren Nachbarn Zweige und Reisig. Haben sie einmal ein stabiles Nest gebaut, nutzen sie es oft viele Jahre und bessern es Jahr für Jahr aus.
Ab April, manchmal schon ab März, wird dann gebrütet. Pro Nest werden meist vier bis fünf, manchmal auch drei oder sieben grünlich gefärbte und braun gesprenkelte Eier 16 bis 19 Tage lang ausgebrütet. Bei den Saatkrähen brüten nur die Weibchen, die Männchen versorgen sie in dieser Zeit mit Futter. Sind die Jungen geschlüpft, schaffen beide Eltern Nahrung herbei.
Nach etwa 30 Tagen werden die kleinen Saatkrähen flügge. Aber auch dann werden sie noch länger von ihren Eltern versorgt. Mit zwei Jahren sind sie erwachsen und geschlechtsreif.
Wie kommunizieren Saatkrähen?
Das Krächzen der Saatkrähen klingt wie »krah« oder «kroh« oder auch wie »ahg« oder »gagh«.
Pflege
Was fressen Saatkrähen?
Auch wenn sie Saatkrähen heißen ernähren sich diese Vögel nicht in erster Linie von Samen und Saatgut. Saatkrähen sind vielmehr Allesfresser.
Ganz oben auf ihrem Speisezettel stehen Engerlinge, Raupen, Würmer, Käfer, Heuschrecken, Schnecken und Wühlmäuse. Deshalb sind sie für die Landwirtschaft sehr nützliche Tiere.
Besonders gerne stochern sie mit ihrem Schnabel in frischen Maulwurfshaufen, in denen sie reichlich Insektenlarven und Würmer finden.
Daneben naschen sie Abfälle, Aas, Obst, Feldfrüchte und ab und zu ein paar Körner.
Besonders gern besuchen sie im Winter Müllkippen, weil die schlauen Vögel gelernt haben, dass es dort reichlich Nahrung für sie gibt. Und ab und zu jagen sie auch anderen Vögeln das Futter ab.