Phoca vitulina

Seehund

Stand
Autor/in
Barbara Kiesewetter

Das Lebenselement der sympathischen Seehunde ist das Wasser. Hier finden sie sich auch blind zurecht und faszinieren uns mit ihren eleganten Schwimmkünsten.

Steckbrief: Seehund

Wie sieht ein Seehund aus?

Seehunde gehören zur Familie der Hundsrobben und zur Ordnung der Raubtiere. Sie sind schlanker als andere Robben.

Die Männchen werden im Durchschnitt bis zu 180 cm lang und 150 Kilogramm schwer, die Weibchen 140 Zentimeter und 100 Kilogramm.

Ihr Kopf ist rundlich, ihr Fell weißlich-grau bis graubraun gefärbt. Es trägt ein Muster aus Flecken und Ringen.

Je nach Region können Färbung und Muster sehr unterschiedlich sein. An den deutschen Küsten sind die Tiere meist dunkelgrau mit schwarzen Flecken.

Seehunde haben sich in ihrer Entwicklung perfekt auf das Leben im Wasser eingerichtet.

Ihr Körper ist stromlinienförmig, die Vorderbeine sind zu flossenähnlichen Gebilden umgewandelt, die Hinterbeine zu Schwanzflossen.

Zwischen den Zehen besitzen sie Schwimmhäute.

Ihre Ohren sind zurückgebildet, so dass am Kopf nur noch die Ohrlöcher zu sehen sind.

Die Nasenlöcher sind ein schmaler Spalt und können sich beim Tauch ganz verschließen. Typisch ist der Bart mit langen Barthaaren.

Wo leben Seehunde?

Seehunde sind auf der ganzen Nordhalbkugel verbreitet. Sie kommen sowohl im Atlantik als auch im Pazifik vor. In Deutschland sind sie vor allem in der Nordsee zu finden. In der Ostsee trifft man sie dagegen nur ganz selten, und dann an den Küsten dänischer und südschwedischer Inseln.

Seehunde leben sowohl an sandigen als auch an felsigen Küsten. Meist halten sie sich in flachen Meeresteilen auf.

Manchmal wandern Seehunde aber auch für kurze Zeit in Flüsse.

Eine Unterart lebt sogar in einem Süßwasser-See in Kanada.

Welche Seehundarten gibt es?

Man unterscheidet fünf Unterarten des Seehunds. Jede von ihnen lebt in einer anderen Region. Der Europäische Seehund ist, wie sein Name sagt, an den Küsten Europas verbreitet. Der Kurilenseehund lebt an den Küsten Kamtschatkas und Nordjapans sowie der Kurilen-Inseln.

Die einzige Unterart, die im Süßwasser vorkommt, ist der Ungava-Seehund. Er lebt in einigen Seen in der kanadischen Provinz Québec. Die vierte Unterart kommt an der Ostküste, die fünfte an der Westküste Nordamerikas vor.

Wie alt wird ein Seehund?

Seehunde können im Durchschnitt 30 bis 35 Jahre alt werden. Weibchen erreichen meist ein höheres Alter als die Männchen.

Verhalten

Wie lebt ein Seehund?

Seehunde können bis zu 200 Meter tief und im Extremfall 30 Minuten lang tauchen. Dass dies möglich ist, verdanken sie einer speziellen Anpassung ihres Körpers:

Ihr Blut enthält sehr viel Hämoglobin. Das ist der rote Blutfarbstoff, der das Sauerstoff im Körper speichert.

Außerdem verringert sich beim Tauchen der Herzschlag, so dass die Seehunde weniger Sauerstoff verbrauchen.

Beim Schwimmen benutzen Seehunde ihre Hinterflossen als Antrieb. So erreichen sie Geschwindigkeiten bis zu 35 Kilometer pro Stunde.

Die Vorderflossen dienen hauptsächlich zum Steuern.

An Land können sie sich dagegen nur unbeholfen bewegen, indem sie raupenartig mithilfe der Vorderflossen über den Boden robben.

Auch das kälteste Wasser macht Seehunden nichts aus:

Ihr Fell mit 50.000 Haaren pro Quadratzentimeter bildet eine isolierende Luftschicht und unter der Haut sitzt eine bis zu fünf Zentimeter dicke Fettschicht. So können die Tiere Temperaturen von bis zu -40° Celsius ertragen.

Seehunde können unter Wasser sehr scharf sehen, an Land sehen sie dagegen nur verschwommen.

Auch ihr Gehör ist sehr gut, dafür können sie aber relativ schlecht riechen.

Die faszinierendste Anpassung an das Leben im Wasser sind jedoch ihre Barthaare: Diese "Vibrissen" genannten Haare sind von etwa 1500 Nerven durchzogen - das sind rund zehnmal mehr als in den Barthaaren einer Katze. Sie sind hochsensible Antennen: Mit diesen Haaren können Seehunde auch noch die winzigsten Bewegungen im Wasser wahrnehmen.

Sie erkennen sogar, was im Wasser schwimmt: Weil Fische durch ihre Flossenbewegungen typische Wirbel im Wasser hinterlassen, wissen Seehunde genau, welche Beute sich in ihrer Nähe befindet.

Mit ihnen können sie sich auch in trübem Wasser hervorragend orientieren. Selbst blinde Seehunde finden sich mit ihrer Hilfe mühelos im Wasser zurecht.

Seehunde können sogar im Wasser schlafen. Dabei schweben sie im Wasser auf und ab und holen so an der Oberfläche immer wieder Luft, ohne dabei aufzuwachen.

Im Meer sind sie meist allein unterwegs, an Land, wenn sie sich auf Sandbänken ausruhen, kommen sie zu Gruppen zusammen. Zwischen Männchen kommt es dort aber öfter zu Streitigkeiten.

Freunde und Feinde des Seehunds

Neben großen Raubfischen wie etwa Schwertwalen ist der Mensch für Seehunde die größte Bedrohung: Die Tiere werden seit Jahrtausenden vom Menschen gejagt.

Ihr Fleisch diente als Nahrung, das Fell zur Herstellung von Kleidung und Schuhen.

Außerdem leiden sie unter der Verschmutzung der Meere durch die Menschen.

Wie pflanzen sich Seehunde fort?

Seehunde paaren sich im Wasser. Zunächst bemühen sich mehrere Männchen um ein Weibchen. Dieses wehrt ihre Verehrer zunächst mit Bissen ab. Schließlich setzt sich ein Männchen durch und paart sich mit dem Weibchen. Danach trennen sich die Partner wieder - Seehundmännchen kümmern sich nicht um die Aufzucht der Jungen.

Elf Monate nach der Paarung kommt meist ein einzelnes Junges zur Welt. Die Geburt findet an Land statt. Das Junge wiegt etwa zehn Kilogramm und ist rund 85 Zentimeter lang. Die Kleinen können sofort schwimmen. Die Mutter säugt es fünf bis sechs Wochen lang, danach fressen die Kleinen selbstständig. Mit etwa sechs Jahren werden sie geschlechtsreif.

Bei Wattwanderungen finden Menschen manchmal junge Seehunde und streicheln sie. Kehrt das Muttertier zurück, nimmt es sein Junges dann nicht mehr an, weil es nach den Menschen riecht. Diese verlassen Jungen nennt man Heuler. Sind sie gesund, werden sie zum Teil in Zuchtstationen aufgezogen.

Pflege

Was fressen Seehunde?

Erwachsene Seehunde jagen Fische - vor allem Heringe, Sardinen, Dorsche, Lachse, Stinte und Plattfische wie Schollen.

Ein erwachsenes Tier kann pro Tag fünf Kilogramm Fisch vertilgen.

Junge Seehunde fressen dagegen überwiegend Krebstiere und Muscheln.

Haltung von Seehunden

Seehunde sind heute in vielen Zoos zu sehen.

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Barbara Kiesewetter