Uria aalge

Trottellumme

Stand
Autor/in
Barbara Kiesewetter

Mit ihrem schwarz-weißen Federkleid erinnern Trottellummen an kleine Pinguine. Doch die Meeresvögel leben nur auf der Nordhalbkugel und sie können fliegen, anders als Pinguine.

Steckbrief

Wie sehen Trottellummen aus?

Trottellummen gehören zur Familie der Alkenvögel und dort zur Gattung der Lummen. Die Vögel sind im Durchschnitt 42 Zentimeter groß, die Flügelspannweite beträgt 61 bis 73 Zentimeter. Die schwarzen Füße ragen im Flug über den Schwanz hinaus.

Ein erwachsenes Tier wiegt etwa ein Kilogramm. Kopf, Hals und Rücken sind im Sommer braunschwarz, der Bauch ist weiß. Im Winter sind Teile des Kopfs am Kinn und hinter den Augen ebenfalls weiß gefärbt.

Der Schnabel ist schmal und spitz. Die Augen sind schwarz und manchmal von einem weißen Augenring umgeben, von dem aus ein ganz schmaler weißer Strich zur Mitte des Kopfs verläuft.

Den Augenring und den weißen Strich besitzen aber nicht alle Trottellummen. Vögel mit dieser Zeichnung kommen vor allem im Norden des Verbreitungsgebiets vor, man nennt sie dann auch Ringel- oder Brillenlummen.

Wo leben Trottellummen?

Trottellummen leben in den gemäßigten und subarktischen Regionen der Nordhalbkugel. Sie sind im Norden von Europa, Asien und Nordamerika zu finden, also im Nordatlantik, im Nordpazifik und im Eismeer. Einen kleinen Bestand gibt es auch in einem Teil der Ostsee, der zu Finnland gehört.

In Deutschland, also in Mitteleuropa, gibt es Trottellummen nur auf der Insel Helgoland. Dort brüten sie auf dem so genannten Lummenfelsen.

Trottellummen leben auf dem offenen Meer. An Land findet man sie nur zur Fortpflanzungszeit. Dann suchen sie sich steile Felsklippen zum Brüten.

Welche Trottellummen-Arten gibt es?

Vermutlich gibt es einige Unterarten der Trottellumme. Die Forscher streiten sich noch, ob es fünf oder sieben verschiedene Unterarten sind.

Im pazifischen Raum sollen zwei Unterarten leben, in der atlantischen Region fünf verschiedene Unterarten. Nah verwandt ist die Dickschnabellumme.

Wie alt werden Trottellummen?

Trottellummen können über 30 Jahre alt werden.

Verhalten

Wie leben Trottellummen?

Trottellummen sind Meeresvögel, die fast ihr ganzes Leben auf dem offenen Meer verbringen. Nur zum Brüten kommen sie an Land. Sie sind am Tag und während der Dämmerung aktiv.

An Land wirken Trottellummen recht unbeholfen, wenn sie aufrecht auf ihren Füßen mit watschelndem Gang umherlaufen.

Dafür sind sie sehr geschickte Taucher und können auch gut fliegen. Wenn sie schwimmen, paddeln sie mit ihren Füßen und kommen nur relativ langsam voran. Beim Tauchen bewegen sie sich mit schlagenden und drehenden Bewegungen der Flügel fort. Meist tauchen sie nur wenige Meter tief, können im Extremfall aber bis zu 180 Meter tief und drei Minuten lang tauchen.

Bei der Jagd nach Fischen stecken sie zunächst nur den Kopf bis über die Augen ins Wasser und halten nach Beute Ausschau. Erst wenn sie einen Fisch entdeckt haben, tauchen sie ab.

Wenn Trottellummen ihr Gefieder wechseln, also während der Mauser, gibt es eine Zeit, in der sie nicht fliegen können. In diesen sechs bis sieben Wochen halten sie sich ausschließlich schwimmend und tauchend auf dem Meer auf.

Während der Brutsaison an Land bilden Trottellummen Kolonien. Eine der größten liegt an der Ostküste Kanadas, sie besteht aus etwa 400.000 Trottellummen. In diesen Kolonien leben die einzelnen Paare, die meist für eine Saison zusammenbleiben, sehr dicht zusammen. Im Durchschnitt brüten auf einem Quadratmeter bis zu 20 Paare, manchmal aber auch mehr.

Nach der Brutzeit bleiben manche Tiere auf dem Meer in der Nähe ihres Brutgebiets, andere ziehen weit umher. Trottellummen kommen aber nicht nur miteinander gut aus, sondern lassen es auch zu, dass andere Meeresvogel-Arten in ihrer Kolonie brüten.

Freunde und Feinde der Trottellummen

Die Eier der Trottellummen werden oft von Rabenvögeln, Möwen oder von Füchsen gefressen. Auch Jungvögel können ihnen zum Opfer fallen. Vor allem früher wurden Trottellummen vom Menschen gejagt und ihre Eier gesammelt. Heute kommt das nur noch ab und zu in Norwegen, auf den Färöerinseln und in Großbritannien vor.

Wie vermehren sich Trottellummen?

Je nach Region brüten Trottellummen zwischen März oder Mai und Juni. Jedes Weibchen legt nur ein Ei. Es wird auf die nackten, schmalen Felssimse des Brutfelsens gelegt und 30 bis 35 Tage lang abwechselnd von den Eltern auf den Füßen ausgebrütet.

Ein Ei wiegt etwa 108 Gramm und jedes ist etwas anders gefärbt und gezeichnet. Deshalb können die Eltern ihr Ei von denen anderer Paare unterscheiden. Damit das Ei von den Felskanten nicht herunterfällt, ist es stark kegelförmig. Dadurch dreht es sich nur Kreis und stürzt nicht ab. Außerdem ist die Eierschale sehr rau und haftet gut auf dem Untergrund.

Schon ein paar Tage bevor die Jungen schlüpfen, beginnen die Eltern zu Rufen, damit die Kleinen ihre Stimme kennen. Wenn sie schließlich aus dem Ei krabbeln, können sie bereits sehen. Die Jungen tragen zunächst ein dickes Daunenkleid. Nach dem Schlüpfen werden die Jungen noch bis zu 70 Tage versorgt, bevor sie richtig fliegen können und selbstständig sind.

Mit etwa drei Wochen müssen die Jungen eine gewaltige Mutprobe bestehen: Obwohl sie noch nicht fliegen können, breiten sie ihre kurzen Flügel aus und springen von den hohen Brutfelsen ins Meer. Oft begleitet sie dabei ein Elternvogel. Bei diesem Sprung rufen sie hell und laut, um Kontakt zu den Eltern zu halten.

Dieser sogenannte Lummensprung findet meist gegen Abend während der Dämmerung statt. Einige Jungvögel sterben bei diesem Sprung, aber die meisten überleben, selbst wenn sie auf den steinigen Strand fallen: Weil sie noch pummelig sind, eine Fettschicht und ein dichtes Daunenkleid haben, sind sie gut geschützt. Nach einer solchen "Fehllandung" laufen sie in Richtung Wasser zu ihren Eltern.

In den ersten beiden Lebensjahren bleiben Trottellummen in flachen Meeresregionen. Mit etwa drei Jahren kehren wieder zu ihrem Brutfelsen zurück und mit vier bis fünf Jahren werden sie brutfähig.

Wie verständigen sich Trottellummen?

In den Brutkolonien der Trottellummen geht es laut zu. Typisch ist ein Ruf, der wie "wha wha wah" klingt und fast in ein Brüllen übergehen kann. Auch heulende und grunzende Laute geben die Vögel von sich.

Pflege

Was fressen Trottellummen?

Trottellummen ernähren sich überwiegend von Fischen wie Sandaalen, Dorsch, Hering und Sprotten. Sie fressen aber auch Krebse, Krabben, Muscheln, Meereswürmer und Quallen.

Trottellummen haben einen gewaltigen Appetit: Sie nehmen täglich etwa ein Drittel ihres Körpergewichts an Futter auf. Dafür legen sie bei der Nahrungssuche aber auch weite Flugstrecken zurück: im Durchschnitt können das 38 Kilometer sein, während der Brutzeit sind die Strecken meist etwas kürzer.

Wenn Trottellummen Fische zum Brutplatz bringen, tragen sie diese längs im Schnabel. Außerdem breiten sie beim Füttern der Jungen die Flügel aus, damit die Nachbarvögel die Beute nicht sehen und stehlen können.

Auch diese Tiere tragen einen "Anzug"

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Barbara Kiesewetter