Ixobrychus minutus

Zwergdommel

Stand
Autor/in
Barbara Kiesewetter

Zwergdommeln gehören zu den seltensten Vögeln in Deutschland. Von den scheuen Tieren leben nur noch etwa 35 bis 50 Paare bei uns.

Steckbrief

Wie sehen Zwergdommeln aus?

Zwergdommeln gehören zu den Reihern. Sie sind die kleinsten Vertreter dieser Gruppe und sind etwa so groß wie eine Taube: Zwerdommeln werden 35 Zentimeter lang, haben eine Flügelspannweite von ungefähr 55 Zentimeter und sind richtige Leichtgewichte. Sie bringen gerade mal 140 Gramm auf die Waage.

Auf dem Rücken und der Kopf-Oberseite ist das Gefieder schwarz gefärbt, auf der Bauchseite rahmgelb bis leicht rötlich.

Die Männchen sind auf der Oberseite dunkler gefärbt als die Weibchen.

Außerdem sind die Weibchen insgesamt eher bräunlich gefärbt und an Brust und Bauch gestreift.

Wenn Zwergdommeln nicht in ihrer Schutzhaltung im Schilf stehen, ziehen sie ihren langen Hals meist ein. An den Beinen haben sie lange Zehen, mit denen sie auch gut über Pflanzen laufen können, die auf der Wasseroberfläche schwimmen. Im Flug sind sie leicht an den etwas herabhängenden Beinen zu erkennen.

Ihr kräftiger Schnabel ist gelblich und auf der Oberseite dunkel gefärbt; zur Brutzeit färbt er sich leuchtend orangerot.

Wo leben Zwergdommeln?

Zwerdommeln kommen in Europa und in Asien bis etwa nach Indien vor. Sie leben in den gemäßigten und warmen Zonen dieser Kontinente.

Zwergdommeln brauchen zum Leben unbedingt Wasser und Schilf.

Der Lebensraum muss zwar nicht besonders groß sein, dafür ist es aber wichtig, dass sie sich zwischen den Schilfhalmen gut verstecken können. In Südeuropa leben sie sogar an Bewässerungs-Gräben, die mit Schilf bewachsen sind.

Ansonsten bevorzugen sie ruhige Seen, ruhige Flüsse oder Kiesgruben.

Mit welchen Arten sind Zwergdommeln verwandt?

Die Zwerdommel hat viele nahe Verwandte. Dazu gehören die Malaiendommel, die von Indien bis Nordchina und Australien lebt, die Afrikanerdommel , die Mandschurendommel, die Streifendommel und die Chinesendommel.

Verhalten

Wie leben Zwergdommeln?

Zwergdommeln leben so scheu und versteckt, dass man dicht bei ihnen sein kann, ohne sie jemals zu bemerken.

Wenn sie in der typischen Haltung hoch aufgerichtet mit nach oben gerecktem Kopf zwischen den Schilfhalmen stehen, sind Zwergdommeln kaum zu entdecken: Diese Schutzhaltung nennt man Pfahlstellung, weil die Tiere aufrecht wie ein Pfahl im Schilf stehen.

Dabei wiegen sie ihren Körper sogar mit den Schilfhalmen im Wind, um ja nicht aufzufallen.

Die Färbung ihres Gefieders sorgt außerdem dafür, dass sie im Gewirr der Schilfstängel kaum zu erkennen sind.

Auch am Nest bewegen sie sich nur ganz langsam wie in Zeitlupe, damit eventuelle Feinde nicht auf sie aufmerksam werden.

Selbst die Jungen beherrschen diese Schutzstellung schon und sitzen bei Gefahr mucksmäuschenstill mit hoch aufgerecktem Schnabel im Nest.

Zwerdommeln sind Zugvögel. Erst Mitte Mai kommen sie aus ihren Winterquartieren in Afrika zurück.

Freunde und Feinde der Zwergdommel

Vor allem Greifvögel und kleine Raubtiere können Zwergdommeln und ihren Jungen gefährlich werden. Ratten sollen sich vor allem gerne über die Eier der Zwergdommeln hermachen.

Wie vermehren sich Zwergdommeln?

Zwergdommeln brüten relativ spät, nämlich erst im Juni. Erst dann ist das junge Schilf so dicht nachgewachsen, dass das Nest der Vögel gut versteckt ist.

Die Männchen beginnen mit dem Nestbau, dann kommt das Weibchen dazu und sie bauen gemeinsam weiter.

Das Nest wird meist 20 bis 30 Zentimeter über dem Wasser errichtet, oft auf einer im Schilf stehenden Weide oder aber auf kleinen Bäumen.

Dazu flechten die Zwergdommeln Schilfhalme so kunstvoll zusammen, dass ein Trichter entsteht. Mit dem Schnabel schneiden sie dazu die Schilfhalme auf die richtige Länge zurecht. In dieses trichterförmige Nest legt das Weibchen drei bis sechs 34 Millimeter große Eier, die von Männchen und Weibchen gemeinsam ausgebrütet werden. Nach 16 bis 19 Tagen schlüpfen die Jungen.

Sie tragen ein flauschiges, blasses Dunenkleid und wiegen direkt nach dem Schlüpfen höchstens zehn Gramm.

Wenn die Kleinen nach Futter betteln, packen sie den Schnabel der Eltern und ziehen ihn ins Nest.

Dann würgen Vater oder Mutter vorverdautes Futter hervor, das die Jungen gierig aufpicken. Größere Junge schnappen sich das Futter schon, wenn es noch im Schnabel der Eltern ist.

Ihren Kot "schießen" die kleinen Zwergdommeln in einem kräftigen, waagerechten Strahl weit über den Nestrand, so dass das Nest immer sauber bleibt.

Zwar machen junge Zwergdommeln schon nach fünf bis sechs Tagen die ersten Ausflüge rund um das Nest und können auch schon mit acht oder zehn Tagen geschickt auf den Schilfhalmen turnen, doch noch kehren sie immer wieder zum Nest zurück.

Erst nach 25 bis 30 Tagen werden sie flügge und verlassen das Nest endgültig.

Wie jagen Zwergdommeln?

Zwergdommeln sind geschickte Jäger. Bei Dämmerung gehen sie im Schilf auf Jagd und stoßen mit ihrem langen, kräftigen Schnabel blitzschnell zu.

Wie verständigen sich Zwergdommeln?

Der Ruf der Zwergdommel ist ein leises, dumpfes "wroh". Manchmal lassen sie auch Rufe wie "ker" oder "keck" hören. Während der Balzzeit rufen Zwerdommeln leise "prump".

Pflege

Was fressen Zwergdommeln?

Zwergdommeln fressen in erster Linie kleine Fische, junge Frösche, Molche, Kaulquappen und Wasser-Insekten.

Nahe Verwandte

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