Zweiter Weltkrieg und Nationalsozialismus kindgerecht vermitteln

Stand
Redakteur/in
Lene Neckel
Interview
Dr. Maya Götz

Warum sollten Kinder sich "Der Krieg und ich" ansehen? Dr. Maya Götz des Zentralinstituts für Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) gibt Antwort. Sie hat das Projekt von Anfang an begleitet.

Zur Begleitung von "Der Krieg und ich"

Fachberatung

Über zwei Jahre haben wir allein an den Drehbüchern zu dieser Serie gearbeitet und uns dabei von Beginn an wissenschaftlich beraten lassen. Wie werden wir den Kindern gerecht, ohne die Historie zu verharmlosen? Das war dabei eine unserer drängendsten Fragen. Für beide Aspekte wurden Experten hinzugezogen: Dr. Kathrin Kollmeier für die Historie und Dr. Maya Götz mit ihrem Team vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI).

In einer Kinderbefragung wurden 398 Kinder aus mehrheitlich dritten und vierten Klassen zu den einzelnen Arbeitsstadien von „Der Krieg und ich“ befragt, von ersten Drehbuchfassungen bis hin zu den fertigen Filmen. Das Wissen der Kinder, ihr Blick auf die Geschichten, ihre Einschätzungen und Gedanken haben die weitere Entwicklung beeinflusst.

Vermittlung

Durch die verschiedenen Ebenen (fiktionale Geschichten werden durch Informationsstücke, eine Modellwelt und Zeitzeugenberichte ergänzt) wird Kindern eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte zugänglich gemacht, ohne sie zu überfordern oder unangemessene Weltbilder zu vermitteln. Auf traumatisierendes Bildmaterial wurde bewusst verzichtet. Emotional herausfordernde, aber entscheidende historische Fakten werden neutral von einer Sprecherin übermittelt.

Im Sinne der Resilienz (seelischen Widerstandkraft) haben wir für jede Episode nach einem „versöhnlichen“ Ende gesucht, welches historisch haltbar ist und die Geschichte nicht verharmlost. Unsere Protagonisten machen Erfahrungen, lernen dazu und können ihre Welt zumindest im Kleinen etwas erhellen.

Während wir bei zentralen historischen Themen unmissverständlich sind, lassen wir auf der emotional erlebten Ebene Spielräume für eigene Auslegungen. Mit dieser Offenheit geben wir den Kindern einen angemessenen Schutzraum, je nachdem, wie bereit jedes Kind individuell ist, sich der Wirklichkeit zu stellen. Je nachdem, wie stark der schützende Mantel um die Protagonisten für einzelne Kinder noch sein muss. Eine Offenheit, die die Zielgruppe nutzt, wie wir aus vielen Screenings wissen.

Wir wollen Kinder und ihre Fragen ernstnehmen. Krieg, Flucht und Vertreibung – diese Themen sind auch heute allgegenwärtig und erreichen Kinder. Wir wollen ihnen die Möglichkeit bieten, sich damit auseinanderzusetzen.

Weiterführende Informationen

Einen detaillierten Einblick in die wissenschaftliche Begleitung gibt die Publikation TELEVIZION 31/2018/2 mit dem Titel "VORURTEILE, RASSISMUS, EXTREMISMUS".

Stimmen zur Serie

Die Drehbücher sind durchgängig auf dem aktuellen Forschungsstand quellennah und historisch gewissenhaft gearbeitet.

Angesichts des fehlenden Wissens (u. a. zum Thema Juden) und der Offenheit, die ca. ein Drittel der befragten Kinder gegenüber rassistischen Äußerungen zeigten, ist dies ein wichtiger Schritt in Richtung humanistische und politische Grundbildung.

Eine herausragende, engagierte Serie, die mutig ein Thema angeht, welches nicht nur unsere eigene Geschichte und historische Verantwortung prägt, sondern in der aktuellen Situation für unsere Gesellschaft einen wichtigen Beitrag für ein respektvolles Miteinander leistet.

"Der Krieg und ich: Anton" hat den GOLDENEN SPATZ verdient, weil der Zweite Weltkrieg anschaulich auf den Punkt gebracht worden ist.  […] Daher können wir den Film nur weiterempfehlen.

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Lene Neckel
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Dr. Maya Götz